Was ist Demenz?
Demenz ist eine Erkrankung mit dem Hauptsymptom Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit. Der Krankheitsverlauf beginnt meist mit Störungen des Kurzzeitgedächtnisses und der Merkfähigkeit und im weiteren Verlauf verlieren sich auch bereits eingeprägte Inhalte des Langzeitgedächtnisses, so dass die Betroffenen zunehmend die während ihres Lebens erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten verlieren. Das ganze Sein des Menschen, seine Wahrnehmung, sein Verhalten und sein Erleben werden dabei mit der Zeit unwiederbringlich in Mitleidenschaft gezogen.
Die Symptome sind gekennzeichnet durch eine langsam fortschreitende Minderung der geistigen Leistungsfähigkeit, also primär Gedächtnisstörungen, aber auch Störungen des Denkvermögens, der Sprache, des Handelns, des Erkennens, sowie einer Beeinträchtigung der Aktivitäten des täglichen Lebens.
Nicht jede Beeinträchtigung des geistigen Leistungsvermögens muss für sich genommen schon ein Alarmsignal für eine dementielle Erkrankung sein. Demenzerkrankungen sind ein Muster von andauernden Symptomen, die bei Krankheiten des Gehirns auftreten, welche eine Schädigung oder Zerstörung von Nervenzellen in bestimmten Hirnarealen provozieren.
Da auch bei anderen Erkrankungen häufig die Leistungsfähigkeit der Betroffenen herabgesetzt ist, können sie leicht mit einer Demenz verwechselt werden, weswegen eine Abklärung durch einen Facharzt für Neurologie erfolgen sollte.
Im Zusammenhang mit der gestiegenen Lebenserwartung in unserer Gesellschaft wird sich die Anzahl der an einer Demenz erkranken Menschen erhöhen.
Die Demenz ist keine normale "Alterserscheinung", sondern der Oberbegriff für Krankheiten, deren Häufigkeit parallel zum Alter ansteigt.
Bei den 65-69-Jährigen beträgt sie weniger als 2 % Demenz-Betroffene, von den über 90-Jährigen leidet hingegen etwa jeder Dritte an einer mittelschweren bis schweren Demenz (1).
Das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, ist bei Frauen und Männer gleichen Alters auch gleich verteilt bei gleich hohen Risikofaktoren.
Die Alzheimer-Krankheit (DAT) ist in westlichen Ländern mit einem Anteil von ca. 60-70 % die häufigste Ursache einer Demenz und ist irreversibel.
An zweiter Stelle stehen mit ca. 10-20 % die Vaskulären (gefäßbedingten) Demenzen, die durch Schädigungen aufgrund von Durchblutungsstörungen des Gehirns verursacht werden.
Häufig sind auch Mischformen der beiden oben genannten Krankheitsprozesse, d. h. da hier die Übergänge fließend sind, kann man keine klare Zuordnung zu einem der beiden Krankheitsbilder treffen.
Etwa 10 % der festgestellten Demenzen haben ihre Ursache in körperlichen Grunderkrankungen, welche noch unerkannt bzw. unbehandelt sind und mit Hirnleistungsstörungen einhergehen, die möglicherweise vorübergehend sind. Entzündungen, Störungen der Herz- und Lungenfunktion, Hirnverletzungen (bspw. durch Unfälle), Alkoholkrankheit, Vitaminmangel, Stoffwechselkrankheiten, Anfallsleiden oder Erkrankungen des Immunsystems sollten daher als Verursacher demenzieller Symptome berücksichtigt werden.
Woran erkennt man Demenz?
Erste Anzeichen stellen oft Angehörige, Freunde und Bekannte bei Betroffenen fest. Vergesslichkeit, Konzentrationsstörungen, erhöhte Reizbarkeit und eingeschränktes Sprachvermögen fallen nahestehenden Personen leichter auf.
Da sich die Probleme im Laufe der Zeit verstärken, wird auch von einem schleichenden Verlauf gesprochen. Zum Zeitpunkt, wenn die ersten Anzeichen bemerkt werden, ist oft schon der Krankheitsprozess im vollen Gange, was auch die erkrankte Person spürt.
Typische Verhaltensweisen sind ausweichende Formulierungen, die verwendet werden, weil ein Wort entfallen ist oder der Name einer vertrauten Person nicht ins Gedächtnis kommt.
Manche Patienten schränken ihren Bewegungsradius ein, weil sie sich verlaufen haben bzw. des Rückwegs nicht mehr sicher sind bzw. vermeiden das Aufsuchen unbekannter Orte.
Teilweise werden „Ausreden“ verwendet, um diese Situationen zu verbergen, z.B. angebliche Terminabsagen, vorgebliche Meinungsverschiedenheiten oder zu anstrengende Wege. Etliche Patienten schreiben sich Listen oder bekleben ihre Wohnung mit Merkzetteln.
Wenn diese Symptome sich mehren, verschlechtern und andauern, sollte umgehend Kontakt zum behandelnden Arzt aufgenommen werden, der die weitere Vorgehensweise bestimmt.
Demenz ist eine klinische Diagnose und kann mehrere Ursachen haben, was der weiteren diagnostischen Klärung bedarf.
Eine frühzeitige Abklärung ist Grundlage für zielgerichtete Maßnahmen, die das Fortschreiten der demenziellen Entwicklung eventuell in begrenztem Maße aufhalten können und die Lebensqualität der Betroffenen und damit auch ihrer Lieben verbessern können.
Was sind erste Anzeichen?
1. Die Alzheimer-Krankheit
Zeichen
Im Anfangsstadium treten leichte Gedächtnislücken und Stimmungsschwankungen auf, die Lern- und Reaktionsfähigkeit nimmt ab. Hinzu kommen erste Sprachschwierigkeiten, die Erkrankten benutzen einfachere Worte und kürzere Sätze oder stocken mitten im Satz und "verlieren den Faden". Örtliche und zeitliche Orientierungsstörungen tauchen auf. Die Patientinnen und Patienten werden antriebsschwächer und verschließen sich zunehmend gegenüber Neuem.
In diesem Stadium registrieren die Kranken bewusst die Veränderungen, die in ihnen vorgehen. Deswegen reagieren viele von ihnen mit Wut, Angst, Beschämung oder Niedergeschlagenheit.
Verlauf
Der Beginn der Krankheit verläuft bei jeder/jedem Betroffenen schleichend, langsam fortschreitend und variabel, was für die Alzheimer-Erkrankung charakteristisch ist.
Im weiteren Verlauf der Krankheit werden die Symptome offensichtlich, Beruf und Autofahren müssen spätestens jetzt aufgegeben werden. Die kranke Person ist bei den Alltagsaufgaben wie Körperpflege oder Nahrungsaufnahme zunehmend auf die Unterstützung anderer Menschen angewiesen. Weiterlesen…
Weiterlesen Anfang:Kennzeichnend für dieses Stadium ist eine hochgradige Störung des Gedächtnisses; nahe Verwandte können nicht mehr namentlich benannt werden, das Zeit- und Ortsgefühl geht verloren und die Sprache wird undeutlich und inhaltsleer.
Die Menschen können ihre Gefühle kaum noch kontrollieren, plötzliche Stimmungsschwankungen, Aggressionen und Depressionen treten verstärkt auf.
Im Spätstadium ist die/der Kranke vollkommen auf Pflege und Betreuung anderer Personen angewiesen. Familienmitglieder werden nicht mehr erkannt, eine verbale Verständigung ist unmöglich. Körperliche Symptome wie Gangunsicherheit und Schluckstörungen treten vermehrt auf, die Kontrolle über Blase und Darm kann verschwinden. Vereinzelt können auch epileptische Anfälle auftreten. Bettlägerigkeit erhöht die Gefahr von Infektionen. Die Kranken sterben häufig an einer Lungenentzündung. Weiterlesen Ende
Ursachen
Bei der Demenz vom Alzheimer-Typ kommt es zu einem Absterben von Nervenzellen und ihrer Verbindung untereinander. Die Ursachen der Alzheimer-Krankheit sind bislang noch nicht ausreichend erforscht. Bekannt ist aber eine Reihe von Veränderungen im Gehirn, die bei Alzheimer-Patientinnen und -Patienten auftreten. Sie werden in den seltensten Fällen vererbt.
2. Die Vaskuläre Demenz
Zeichen
Eine Form der vaskulären Demenz ist die "Multiinfarktdemenz". Hier verursachen wiederholte kleine Schlaganfälle das Absterben von Hirnzellen. Die Krankheitssymptome sind denen der Alzheimer-Krankheit sehr ähnlich, hinzu kommen aber körperliche Beschwerden wie Taubheitsgefühle, Störungen verschiedener Reflexe und Lähmungserscheinungen sowie Denkschwierigkeiten, Stimmungsschwankungen (-Labilität) und Verlangsamung.
Ursachen
Bei vaskulären Demenzen kommt es infolge von Durchblutungsstörungen des Gehirns zu einem Absterben von Nervengewebe. Vom Ausmaß der Durchblutungsstörung hängt es ab, wie ausgeprägt die demenzielle Folgeerkrankung ist.
Als Hauptursachen gelten Faktoren, die ganz allgemein das Risiko von Gefäßerkrankungen erhöhen, wie Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) und Rauchen.
Verlauf
Kennzeichnend für den Verlauf vaskulärer Demenzen sind ein plötzlicher Beginn, stufenförmige Verschlechterungen und ausgeprägte Schwankungen der Leistungsfähigkeit auch innerhalb eines Tages.
3. Die Lewy-Körperchen-Demenz oder Lewy-Body-Demenz
Häufig sind Mischformen von Vaskulärer Demenz, Alzheimer-Krankheit und Lewy-Körperchen-Demenz.
Zeichen
Typische Kennzeichen der Lewy-Körperchen-Demenz sind starke Schwankungen der geistigen Leistungsfähigkeit sowie der Aufmerksamkeit. Weitere Anzeichen sind optische Halluzinationen, die oft sehr detailreich sind, und leichte Parkinsonsymptome wie vor allem unwillkürliches Zittern der Hände und eine Steifigkeit der Bewegungen.
Ursachen
Die Ursachen der Lewy-Body-Demenz sind größtenteils noch unerforscht.
Verlauf
Die Krankheit verläuft ähnlich wie bei der Alzheimer-Krankheit. Der Verlauf ist gekennzeichnet durch zunehmende und verstärkte Sturzgefährdung.
4. Die Frontotemporale Demenz
Sie tritt meist zwischen dem 50. und 65. Lebensjahr auf, oder auch früher.
Die Diagnostik ist schwierig, da es, durch die Veränderungen der Persönlichkeit und Verhalten, oft zu Verwechslungen mit psychischen Störungen kommt wie beispielsweise Depression, Manie oder Psychose.
Zeichen
Die Frontotemporale Demenz ist gekennzeichnet durch eine Veränderung der Persönlichkeit und des zwischenmenschlichen Verhaltens. Ebenso gehören zu den Symptomen ein Kontrollverlust wie z. B. maßloses Essen und Trinken, Aggressivität, Taktlosigkeit und Teilnahmslosigkeit sowie Verhaltensänderungen.
Ursachen
Ein Abbau von Nervenzellen zunächst im Stirn- und Schläfenbereich, dem so genannten Fronto-Temporal-Lappen.
Verlauf
Anfänglich entwickeln sich Sprachstörungen, vor allem Wortfindungsstörungen, Benennungsstörungen, Sprachverständnisstörungen, sowie fehlendes Mitteilungsbedürfnis bis zum völligem Verstummen. Im weiteren Verlauf kommen noch Beeinträchtigungen des Gedächtnisses hinzu.
Wie funktioniert die medizinische Diagnostik?
Eine frühzeitige Diagnose einer Demenzerkrankung ist ausgesprochen wichtig.
Reversible (umkehrbare) Demenzen können dann durch Behandlungen noch wesentlich gebessert werden. Eine Missachtung wäre hier auf Dauer fatal.
Von einer Primären Demenz spricht man dann, wenn die Demenz ihren Ursprung im Gehirn hat. Dort sterben Nervenzellen nach und nach ab, die Verbindungen zwischen den Zellen gehen dauerhaft verloren. Ärztinnen und Ärzte sprechen deshalb von neurodegenerativen Veränderungen. Primäre Demenzen wie z. B. der Alzheimer sind irreversibel (unumkehrbar), das heißt eine "Therapie" ist (noch) nicht möglich. Allerdings ermöglicht hier ein frühzeitiges Erkennen dem Betroffenen, sich mit der Krankheit und ihren Folgen auseinanderzusetzen, bevor sie die Fähigkeit dazu verlieren.
Die medizinische Diagnose wird von der Hausärztin bzw. vom Hausarzt oder von der Fachärztin bzw. vom Facharzt für Neurologie und/oder Psychiatrie erstellt. Eine Befunderhebung von körperlichen und neurologischen Auffälligkeiten, Feststellung der Stimmung, des Verhaltens und der Persönlichkeit durch Befragung der Angehörigen (ihre Schilderungen können die Diagnosestellung erleichtern) der Patientinnen und Patienten ist notwendig, um die Demenz genauer zuzuordnen, die Ursache zu benennen und optimal behandeln zu können. Die Diagnose "Alzheimer-Demenz" ist nur im Ausschlussverfahren festzustellen. Wenn bei einer Demenz keine andere Ursache herausgefunden werden kann, wird eine "Demenz vom Alzheimer-Typ" diagnostiziert. Neben einer körperlichen Untersuchung sind Laborbefunde wie Blutwerte, evtl. Urin und EKG erforderlich, um beispielsweise Schilddrüsenerkrankungen auszuschließen. Hinzu kommt eine Darstellung der Hirnstruktur durch bildgebende Diagnoseverfahren wie Computertomographie (CT), Kernspintomographie/Magnetresonanztomographie (MRT), um Hirninfarkte, andere Durchblutungsstörungen, Blutungen oder Geschwülste als mögliche Demenzursache zu erkennen, sowie eine Darstellung der Hirnfunktion mittels elektrischer Ableitungen der Hirnströme durch Elektroenzephalographie (EEG). Eine Positronen-Emissions-Tomographie (PET), ist sehr aufwändig und meist auf Forschungszentren beschränkt.
Zu der neuropsychologischen Untersuchung gehört es, mögliche Probleme des Gedächtnisses, Sprache, Orientierung, Planungs- und Urteilsfähigkeit mithilfe von häufig dafür eingesetzten Untersuchungsmethoden, wie bspw. dem s. g. Mini-Mental-Status-Test (MMST), DemTect oder Uhrentest. Die Testsituation kann für die betroffene Person sehr beschämend sein, vor allem wenn ein Großteil der Fragen nicht beantwortet werden kann. Zur Erstellung der richtigen Diagnose ist aber eine Überprüfung der geistigen Fähigkeiten notwendig, damit der/dem Kranken optimal geholfen werden kann.
Es ist auch wichtig, dass Sie als Angehörige oder Angehöriger Informationen über ähnliche Erkrankungen innerhalb der Familie geben. Die behandelnde Ärztin bzw. der behandelnde Arzt ist auf Beobachtungen der Angehörigen angewiesen, denn die betroffene Person kann in der Regel ihre Situation nicht mehr richtig einschätzen. Dafür ist es sinnvoll, mit der Ärztin bzw. dem Arzt ein Gespräch unter vier Augen zu suchen.
Was kann man präventiv tun?
Eine Zusammenschau der im Oktober 2022 aktuellen Veröffentlichungen der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, von Fachärzten im Ärzteblatt, der DZNE-Stiftung Forschung für ein Leben ohne Demenz, Parkinson, ALS sowie dem Angebot Märchen und Demenz bildet folgende Überschneidungen ab:
Demenzielle Erkrankungen sind medizinisch derzeit nur begrenzt behandelbar bzw. in der Regel noch nicht heilbar.
Faktoren, die nach dem derzeitigen Forschungsstand wohl eine große Rolle in der Vorbeugung aber auch der Verbesserung der Lebensqualität bereits Erkrankter spielen, sind
- Bewegung
- Geistige Fitness
- Ernährung
- Soziale Kontakte
- Beachtung individueller Risikofaktoren
- Rechtliche Vorsorge
Es scheint eine Reihe von Parallelen zur Vorbeugung von Herz-bzw. Gefäßerkrankungen zu geben.
Was für das Herz gut ist, gilt auch in Bezug auf das Gehirn:
- körperliche Aktivität im Rahmen der Möglichkeiten,
- Interessen bzw. Beschäftigungen, die das Gehirn positiv anregen,
- Ausgewogene, eher leichte Kost, geringe Mengen von „Genussgiften“
- Einsamkeit und sozialen Rückzug vermeiden, den Anschluss suchen bzw. behalten
- Gesundheit im Blick haben und ergänzende Risikoerkrankungen behandeln lassen
- Rechtzeitiges Abklären, was im Krankheits- bzw. Pflegefall zu tun ist und wer damit beauftragt wird.
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